Der Geist aus der Flasche

Im 17. Jahrhundert teilte René Descartes die Welt in zwei Teile. Auf der einen Seite in die Materie auf der anderen Seite in den Geist. Wie kam es zu dieser Zweiteilung?

1687 erschien Isaac Newtons Werk, die Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, die Mathematischen Grundlagen der Naturphilosophie, die bis zu Albert Einstein als Grundlage des Naturverständnisses galt. Mit den mechanischen Naturgesetzen glaubte man die ganze Welt erklären zu können. Zwar war Descartes beim Erscheinen des Buches bereits Tod, aber der Einzug der Mechanik und des mechanischen Weltverständnisses war bereits verbreitet. Mechanische Automaten schufen die Vorstellung, dass der Körper des Menschen wie eine Maschine funktionierte. Die Welt bestand aus Teilchen und diese Teilchen gehorchten den mechanischen Gesetzen. Der Materialismus kam erst im 18. Jahrhundert auf, aber Descartes war ein Vorläufer. Er erklärte die Welt materialistisch, mit einer Ausnahme.

Der Geist kann damit nicht erklärt werden. Warum nicht? René Descartes hatte von der Trennung des Geistes von der Materie eine klare und deutliche Vorstellung und damit war diese Trennung gewiß. Ein korrekter Schluß nach der Erkenntnistheorie von Descartes, aber nicht ausreichend aus unserer heutigen Sicht. Vielleicht sollte man fragen: "Woher stammte diese klare und deutliche Vorstellung?"

Der christliche Glaube war zur der Zeit von Descartes die unumstößliche Weltansicht, getragen von der katholischen und lutherischen Kirche. Mit 8 Jahren ging er auf eine Jesuitenschule. Dort lernte er, neben der Theologie auch die Logik, Astronomie, Physik und Mathematik. Dort wurde der Grundstein für sein späteres Schaffen gelegt. Der Glaube an den christlichen Gott war tief in seinen Vorstellungen verankert, eine klare und deutliche Vorstellung. Eine Welt ohne Gott konnte er sich nicht vorstellen. Zwangsläufig führten ihn seine philosophischen Überlegungen zu Gott.

Der Mensch als Ebenbild Gottes konnte nichts materielles sein, sonst wäre er mechanisch und berechenbar. Mit dem Menschen wäre auch Gott berechenbar. Das war unmöglich, unvorstellbar. Daher musste der Mensch, inklusive Gott, etwas anderes sein als die Materie.

Die Trennung zwischen Materie und Geist ermöglichte es die Welt wissenschaftlich zu erforschen und trotzdem an Gott zu glauben. Die christliche Vorstellung von der Außergewöhnlichkeit des Menschen musste die Menschen gegen die Welt abgrenzen.

Nur durch die Überwindung dieser Überheblichkeit können wir uns als ein intelligentes Tier erkennen, evolutionär aus anderen Arten entwickelt. Dann können wir auch erkennen, dass Denken, Intelligenz und der Geist Erscheinungen der Naturgesetze sind. Wenn wir mutig genug sind den Geist aus der Flasche zu entlassen, dann erkennen wir wie heiße Luft entweicht.

Eine Trennung zwischen Geist und Materie ist nur notwendig, wenn man sie will - aus welchen Gründen auch immer. Wäre Descartes nicht so tief im christlichen Glauben verwurzelt, dann wäre er vielleicht den nächsten Schritt gegangen und hätte alles materialistisch erklärt. KI ist möglich. Mit Geist läßt sich nichts erklären, sondern nur benennen.

Der Mensch kann nicht wie ein Vogel fliegen, aber er baut Flugzeuge um durch die Luft zu fliegen. Das Ziel der künstlichen Intelligenz kann es nicht sein den Mensch zu kopieren, sondern eine intelligente Maschine zu bauen.

Kommentare

Beliebte Posts