Sensoren und Gehirn
Starten wir mit einer sehr einfache Vorstellung von Erkenntnis. Wir haben Sensoren um Informationen aus der Außenwelt beziehungsweise dem Körper aufzunehmen und wir haben das Gehirn um diese Informationen zu verarbeiten. Das sind unsere Voraussetzungen. Natürlich ist alles komplizierter, aber wir wollen es einfach halten.
Sensoren liefern Informationen über die Umwelt. So konnten sich Organismen dorthin bewegen, woher das Licht kommt oder dorhin, wo die meisten Nährstoffe zu finden sind. Höher entwickelte Organismen mussten die Nahrung erkennen, die Pflanzen oder die Tiere, die sie fressen. Hindernisse müssen erkannt werden, Feinde frühstmöglich ausgemacht werden, um die Gefahr zu erkennen und einen ausreichenden Vorsprung zur eigenen Rettung zu ermöglichen.
Aus den Informationen der Außenwelt werden Objekte erkannt. Die Objekte befinden sich in einem Raum, in dem sich der Organismus, bzw. wir uns bewegen. Ist Nahrung nahe genug können wir an sie gelangen, sind Feinde weit genug brauchen wir uns keine Sorgen machen. Die Welt ist ein Raum gefüllt mit Objekten. Aber diese Objekte Handeln bewegen sich verändert sich. Umso besser wir die Regeln dieser Veränderungen oder Bewegungen kennen desto besser kommen wir in dieser Welt zurecht, desto besser sind unsere Chancen zu überleben und die Chancen uns zu vermehren.
Aber gehen wir nochmal einen Schritt zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wir erhalten Informationen über die Sensoren. Aus diesen Informationen erstellt das Gehirn ein Bild der Außenwelt. Diese Innenwelt wird in die Außenwelt projiziert, da die Informationen um diese Innenwelt zu erstellen, aus der Außenwelt kommen. Es gibt kein Gefühl dass die Innenwelt von mir geschaffen wurde, sondern sie wird als eine objektive Realität wahrgenommen. Es gibt eine Trennung zwischen mir und der Außenwelt. Aus diesem Grund ist eine Unterscheidung zwischen Innenwelt und Außenwelt schwer.
Früher gingen die Menschen darvon aus, dass die Innenwelt ein genaues Abbild der Außenwelt ist. Der Baum in meiner Innenwelt sieht genau so aus, wie ein Baum in der Außenwelt.
John Locke teilte die Wahrnehmung in primäre Qualitäten und sekundäre Qualitäten ein. Die primären Qualitäten sind Eigenschaften von Objekten, die für jeden Beobachter gleich sind. Die Länge, die Form, die Geschwindigkeit. Sekundäre Eigenschaften unterscheiden sich von den Primären, dass sie eine innere Empfindung auslösen. Hierzu gehören die Farbe, der Geschmack, die Töne.
Diese Eindrücke können bei jedem Menschen unterschiedlich sein. Was für den einen Rot ist, ist für den anderen Orange. Gerade bei Blau- und Grüntönen können sich zwei Menschen nicht einigen.
Heute wissen wir, dass die Objekte keine Farbe aussenden, sondern elektromagnetische Wellen. Diese Wellen nehmen wir, je nach Wellenlänge, als unterschiedliche Farben wahr. Ein Objekt strahlt immer dieselben elektromagnetischen Wellen für alle Beobachter aus. Die Wahrnehmung, ob diese Welle eher grün oder blau ist, ist individuell.
Nun besitzt der Mensch drei Rezeptoren. Einen für rot, einen für grün und einen für blau. Die Farbe gelb sehen wir nicht direkt. Die "gelben" elektromagnetischen Wellen regen die grünen und blauen Rezeptoren an und wir mischen diese Informationen in unserem Gehirn zu einem Gelb. Ein Fernseher strahlt nur Grüne und Blaue Punkte aus, aber wir erkennen aus dem Mischverhältnis eine gelbe Fläche.
Die Farben gibt es nicht in der Außenwelt. Sie werden erst von uns erzeugt. Aber wieso machen wir das? Gehen wir von einer roten Fläche aus. Wir erhalten die Information, dass diese Fläche elektromagnetische Wellen mit der Wellenfrequenz 400 THz ausstrahlt. Wie stellt sich diese Information für uns dar? Wir können an die Fläche nicht die Zahl 400 schreiben. Um diese Information zu erkennen benötigen wir eine Representation für diese Information. Eine solche Representation könnte ein Muster sein, z.B. kleine Sterne oder ein Gefühl. Rote Flächen könnten sich raus anfühlen. In unserem Fall sieht eine rote Fläche rot aus. Zur zeit können wir nicht sagen, warum rot eine gute Representation ist und sie daher genutzt wird. Aber wir benötigen Repräsentationen für elektromagnetische Wellen im sichtbaren Bereich und die Farben sind diese Representation.
Durch das Benutzen der Repräsentationen wissen wir, dass die Außenwelt nicht so aussieht wie die Innenwelt. Die Farbe rot gibt es nicht in der Außenwelt. Genau so ist es mit den anderen Wahrnehmungen. Es gibt nicht kalt oder warm. Es gibt keinen Schmerz. Der Schmerz entsteht nicht wenn jemand in einem Arm schneidet. Hängt der Arm nicht an keinem Gehirn, dann wird auch kein Schmerz empfunden, wenn man ihn den Arm schneidet. Der Schmerz wird erst im Gehirn erzeugt. Es gibt keinen Haß und keine Liebe in der Außenwelt, nichts ist häßlich und nichts ist schön.
Die primären Eigenschaften hängen, laut Locke, den Objekten direkt an. Aber ist es wirklich so? Für den einen mag der Baum weit weg stehen, für den anderen ist er nah. Als Kind war die Mauer sehr hoch. Jetzt schaue ich über sie hinweg und empfinde sie eher für klein. Was lang ist und kurz, was groß ist oder kurz ist auch in der Innenwelt vom Betrachter abhängig. Unser Raum in dem wir uns bewegen und den wir wahrnehmen ist ein begrenzter Raum. Wir bewegen uns sehr langsam. Wir nehmen die Krümmung des Raumes nicht wahr. Wir haben keine Vorstellung vom Mikrokosmos oder dem Makrokosmos. Der Unterschied zwischen den sekundären und primären Eigenschaften scheint zu sein, dass wir für den Raum keine Representation brauchen, wir können ihn direkt wahrnehmen. So ist zumindest unser Eindruck. Aber möglicherweise ist der Raum auch nur eine Representation einer Information der Außenwelt. Eine Representation, die für alle Menschen sehr ähnlich ist.
Aus den Informationen der Außenwelt über die Sensoren, baut unser Gehirn eine Innenwelt und wir halten diese Innenwelt für die Außenwelt. Aber immer wenn wir über die Außenwelt sprechen, sprechen wir über die Innenwelt, die uns vorgaukelt die Außenwelt zu sein. Wie die Außenwelt "wirklich" ist, wissen wir nicht. Unsere Welt ist die Innenwelt.
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